Gegen die weitere Zerstörung Venedigs
Am Sonntag, dem 16. April um 15 Uhr wurde auf dem Campo Sant’Angelo demonstriert. Eine breite Allianz von Vereinen und Organisationen forderte ein umfassendes Umdenken in der Verwaltung von Venedig. Seit Jahren kämpfen diese für echte Lösungen, um die zahlreichen Probleme anzugehen, die die Stadt belasten. Die Gründe, die von den Organisatoren von #tuttincampo vorgebracht werden, sind Themen, die seit langem angeprangert werden.
„Wir müssen die Stadt als Ganzes betrachten und uns auf die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs konzentrieren, der in einem so großen und komplexen Gebiet wie Venedig von grundlegender Bedeutung ist. Die Rechte der Arbeitnehmer und die Qualität der Dienstleistungen dürfen nicht länger infrage gestellt werden, insbesondere im Hinblick auf den Verkehr in der Lagunenstadt.“
„Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung muss gewährleistet werden, die sich auf die Bedürfnisse der Bürger, Arbeitnehmer und Rentner konzentriert, sowohl auf der Insel als auch auf dem Festland. Die Wohnpolitik muss neu überdacht werden, um den Bevölkerungsrückgang in Venedig und auf dem Festland zu stoppen. Der Tourismus ist eine wichtige wirtschaftliche Ressource, aber er darf nicht das städtische und produktive Gefüge unseres Lebensraums aushöhlen. Wir fordern eine nachhaltige und ausgewogene Entwicklung, die die Bedürfnisse der Einwohner und der Umwelt berücksichtigt.“
Kommentar von Petra Reski – Journalistin, Autorin Venedigkennerin
Jetzt ist das Geheimnis der rätselhaften Handzettel mit dem Siegel „C16A“ gelüftet worden, die an den Vaporetto-Stationen aufgetaucht sind und auf denen zu lesen war: „Bürgermeister für Venedig gesucht, der in Venedig lebt. Nur ernstgemeinte Zuschriften. Plünderer bitte fern halten.“
Mit „C16A“ ist der 16. April gemeint: am 16. April 2023 wird das Sondergesetz für Venedig und seine Lagune ein halbes Jahrhundert alt – ein Sondergesetz, das Geld fließen lässt, das dem Erhalt Venedigs gemacht ist, ihm aber nicht zugutekommt, weil es nicht nur in das ruchlose MOSE-Projekt umgeleitet wird, sondern auch dazu dient, einen neuen Sportpalast auf dem Festland zu bauen, um Wählerstimmen auf dem Festland zu gewinnen.
Dagegen – und gegen die weitere Zerstörung Venedigs, werden wir am 16. April in Venedig demonstrieren: #OccupyVenezia!
Petra Reski
„Die Stelzer“ aus Landsberg zeigten Solidarität
Die Theatergruppe „Die Stelzer“ aus Landsberg hat es geschafft, Brücken zwischen Venedig und ihrer Heimatstadt zu schlagen. Mit viel Engagement und Leidenschaft kehrten sie im November nach Venedig zurück, um dort Workshops anzubieten und ein neues Ensemble aufzubauen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Ensemble in Venedig besteht mittlerweile aus über 14 Mitgliedern, die seit Februar intensiv zusammenarbeiten und bereits während des Karnevals in Venedig Aufführungen präsentierten.
Die Stelzer haben es geschafft, sich in Venedig einen Platz zu sichern und dürfen dort offiziell auftreten. Die Auftrittsorte sind sehr begehrt und werden unter strengen Regularien vergeben. Darüber hinaus haben sie die Erlaubnis, auf den Inseln Burano und Murano zu spielen.
Es war für die Gruppe nicht einfach, als deutsches Theater in Italien akzeptiert zu werden. Die italienische Bürokratie ist sehr anspruchsvoll und stellt hohe Hürden auf. Doch die Stelzer haben gezeigt, dass sie mit ihrer Leidenschaft und ihrem Können überzeugen können. Wir gratulieren der Theatergruppe zu ihrem Gelingen und wünschen ihnen auch weiterhin viel Erfolg und kreative Inspirationen!
Fotos vom 16. April 2023. Campo Sant’Angelo – #tuttincampo
