Ein Ausflug zum Lido: Strandleben und Belle Epoque
Der Lido ist quasi ein Gegenentwurf zu Venedig. Hier mittelalterliches Gassengewimmel – dort Belle Epoque, hier die Lagune – dort das Meer, hier Fußgänger und Boote – dort Fahrräder und Busse. Es ist ein weiterer strahlend blauer und klarer, jedoch ausgesprochen stürmischer Sonnentag im November, wunderbar geeignet für einen ausgedehnten Spaziergang zum Lido, am Strand entlang und durch den Ort.
Bereits auf der zehnminütigen Überfahrt zeigen sich beim Blick zurück auf Venedig die Berge von den Euganäischen Hügeln bis zu den Karawanken in ihrer ganzen Pracht.
Zehn Minuten vom Anleger den Boulevard Gran Viale Santa Maria Elisabetta entlang erreichen wir das sturmgepeitschte offene Meer und den sandverwehten Strand hinter dem futuristischen Gerüst des Haupteingangs.
Das verwunschene Grandhotel des Bains, in dem unter anderem Thomas Manns Tod in Venedig spielt, ist seit vielen Jahren geschlossen und dem Verfall überlassen. Una Vergogna! – eine Schande, wie die Italiener sagen.
Die beiden strahlendweißen Gebäude der 1932 zum ersten Mal eröffneten Filmfestspiele von Venedig (man kann den Monumentalstil des Faschismus in der Architektur nachvollziehen), sind schon von weitem sichtbar.
Gleich danach staunen wir über den exzentrischen Bau des Hotels Excelsior mit seiner Dependence, das im orientalisch-maurischen Stil 1907 gebaut wurde.
Zurück gehen wir kreuz und quer durch das Viertel, an prächtigen Jugendstilvillen vorbei.
In den Sommermonaten richten es sich die Venezianer am Lido häuslich ein, während sich die meisten Touristen auf dem „Teutonengrill“ auf der nördlichen Landzunge ab Punta Sabbioni braten lassen. Die kleinen Badehäuschen, die in langen Reihen den Sandstrand säumen sind sehr begehrt und werden über die gesamte Saison angemietet.
Am Neujahrsvormittag findet ein besonderes Spektakel statt. Die Ibernisti stürzen sich vor johlendem Publikum in die kalten Wogen. Anschließend gibt es zum Aufwärmen leckere Linsensuppe mit Würstcheneinlage für alle.
Über die Autoren
Elisabeth Hoffmann und Karl-Ludwig Heinrich recherchieren seit zwanzig Jahren zu den Roman- und Filmschauplätzen des beliebten Commissario Brunetti und haben bisher vier Bücher dazu veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch auf den Spuren von Kommissar Dupin in der Bretagne unterwegs. Nähere Informationen finden Sie auf www.Krimischauplatz.de. Während ihrer langen Aufenthalte in Venedig haben sie viele Eindrücke über das Leben und den Alltag in der Lagune gewonnen, worüber sie in ihrer Kolumne berichten möchten.
und
Karl-Ludwig Heinrich
auf dem Forte Sant’Andrea