Venezianische Ortsbezeichnungen
Die Namen der Gassen, Plätze und Kanäle werden auf den Straßenschildern und in den diversen Stadtplänen oft unterschiedlich geschrieben, mal auf Hochitalienisch, mal auf Venezianisch. Vor allem im Sestiere S. Croce zwischen dem Campo S. Cassan und dem Campo S. Giacomo da l’Orio kann man aufgrund der schwarz getünchten Korrekturen den Eindruck bekommen, dass sich Widerstand gegen die behördliche „Italianisierung“ der venezianischen Straßenschilder aufgetan hat.
Eine Untereinheit der sechs Stadtteile, der sestieri, ist die Pfarrei, die parrocchia, bzw. venezianisch parochia. Üblicherweise hat jede Insel ihre eigene parochia.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten gibt es in Venedig zudem viele unterschiedliche Bezeichnungen für die Gassen und Plätze. Hier eine Auswahl:
Calle: Gasse
Campo: Platz. Ganz im Gegensatz zu den calli gibt es die campi in ganz Venedig nur einmal (eine Calle del Tragheto gibt es z. B. fünfzehnmal!).
Campiel(l)o, Campez(z)o: Kleiner Platz
Canale: Breite Wasserstraße. Innerhalb Venedigs gibt es neben dem Canal Grande nur wenige canali. Die meisten
Wasserstraßen in Venedig werden rio genannt.
Corte, Cortile: Hof, kleiner Hof
Fondamenta: Uferweg, Kai
Piazza: Nur der einzigartigen Piazza S. Marco, dem Markusplatz, gebührt diese Bezeichnung.
Piazzale: Vorfeld. Der einzige Platz dieser Kategorie ist der Verkehrsknotenpunkt Piazzale Roma.
Piazzetta: Die beiden Nebenplätze der Piazza S. Marco (Piazzetta dei Leoncini und Piazzetta S. Marco) sind die einzigen „Plätzchen“ der Stadt.
Piscina, Paludo: Zugeschüttetes, ehemaliges Sumpfgebiet
Ponte: Brücke
Ramo: Hof
Rio: (Schmaler) Kanal
Rio Te(r)rà: Zugeschütteter ehemaliger Rio, der nun als Gasse dient. Manchmal markieren weiße Längsstreifen im Pflaster das ehemalige Ufer des rio.
Riva: Größere Uferpromenade
Ruga: Einkaufsstraße
Salizada: Historisch schon sehr früh gepflasterter, entsprechend wichtiger Weg
Sacca: Entweder eine künstlich aufgeschüttete Insel (z. B. Sacca Fisola) oder eine künstlich geschaffene Bucht (z. B. Sacca de la Misericordia)
Sestiere: Die sechs Stadtteile Venedigs heißen wörtlich „Sechstel“
Sottoportico, Sotoportego: Überdachter Durchgang
Strada: Straße. Die Strada Nova ist die einzige strada in Venedig.
Via: Weg. Auch via gibt es nur eine, die großzügig angelegte Via Garibaldi.
Zattere: (wörtlich „Flöße“, weil hier die großen Holzflöße aus Kroatien anlandeten) Breite Uferpromenade, wie Riva.
Über die Autoren
Elisabeth Hoffmann und Karl-Ludwig Heinrich recherchieren seit zwanzig Jahren zu den Roman- und Filmschauplätzen des beliebten Commissario Brunetti und haben bisher vier Bücher dazu veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch auf den Spuren von Kommissar Dupin in der Bretagne unterwegs. Nähere Informationen finden Sie auf www.Krimischauplatz.de. Während ihrer langen Aufenthalte in Venedig haben sie viele Eindrücke über das Leben und den Alltag in der Lagune gewonnen, worüber sie in ihrer Kolumne berichten möchten.
und
Karl-Ludwig Heinrich
auf dem Forte Sant’Andrea