An Bug und Heck der venezianischen Gondeln: Ferro und Forcola
Auch wenn man das der grazilen venezianischen Gondel nicht ansieht: Sie wiegt rund 350 Kilogramm und ist um die elf Meter lang. Am Bug der meisten Gondeln reckt sich das ferro („Eisen“), ein auffallender Beschlag, der einige, teils unterschiedlich interpretierte Symbolik birgt.
Der Oberteil soll die Dogen-Kappe darstellen, die in einen geschwungenen, stilisierten Canal Grande übergeht. Die sechs nach vorne ragenden Zinken stehen für die sechs sestieri, die Stadtteile Venedigs: Cannaregio, Santa Croce, San Polo, Dorsoduro, San Marco und Castello. Der nach hinten zeigende Zinken symbolisiert die heute zu Dorsoduro gehörige Insel Giudecca als siebten Stadtteil.
Oft kann man noch zwischen den vorderen Zinken drei kleinere, fein gearbeitete Zinken sehen. Diese stehen für die historischen Hauptinseln Murano, Burano und Torcello. Und manchmal bringt der Gondoliere auch noch private Zusätze auf.
Die forcola genannte Gabel, an der die Gondolieri ihr Ruder anlegen, ist ein maßgeschneidertes Einzelstück und entsprechend wertvoll. Deshalb nimmt sie der Gondoliere nach getaner Arbeit in der Regel mit nach hause.
Sogar in venezianischen Krippen kann man bisweilen eine Gondel mit der Heiligen Familie darin vorfinden …
… oder auf schön bemalten Steinen, hier von Ute Mathews:
Über die Autoren
Elisabeth Hoffmann und Karl-Ludwig Heinrich recherchieren seit zwanzig Jahren zu den Roman- und Filmschauplätzen des beliebten Commissario Brunetti und haben bisher vier Bücher dazu veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch auf den Spuren von Kommissar Dupin in der Bretagne unterwegs. Nähere Informationen finden Sie auf www.Krimischauplatz.de. Während ihrer langen Aufenthalte in Venedig haben sie viele Eindrücke über das Leben und den Alltag in der Lagune gewonnen, worüber sie in ihrer Kolumne berichten möchten.