Rund um den Campo dei Santi Giovanni e Paolo
An diesem vielseitigen Platz gibt es einiges zu entdecken. Schauen wir uns mal der Reihe nach um:
Der am Campo vorbeifließende Rio dei Mendicanti („Kanal der Bettler“) mit der langen Freitreppe bildet die Grenze zwischen Cannaregio und Castello. Neben ihm bestaunen wir die hohe, marmorne Renaissance-Fassade der Scuola Grande di San Marco, die gleichzeitig dem Ospedale Civile, das Haupt-Krankenhaus Venedigs, als Eingang dient. Integriert in den Gebäudekomplex des Ospedale ist auch die dem Kanal den Namen gebende Chiesa San Lazzaro dei Mendicanti weiter hinten am Kanal.
Die gewaltige, für venezianische Verhältnisse äußerlich etwas schmuck- und weitgehend turmlose Kirche gab dem Platz seinen Namen: Die Chiesa dei Santi Giovanni e Paolo. Sie ist eine der bedeutendsten Kirchen Venedigs, die meisten Dogen wurden hier begraben. Das Duo der Heiligen Giovanni und Paolo verschmilzt im Venezianischen zu Zanipolo (Auch in Dorsoduro können wir solch eine Verschmelzung finden: Die Chiesa di San Trovaso, ein Name, der durch eine Verschmelzung aus Gervasio und Protasio gebildet ist).
Die alteingesessene Pasticceria Rosa Salva lohnt eine Rast, je nach Lust auf ein Tramezzino oder süßes Gebäck. Die Auswahl ist enorm und phantasievoll.
Unübersehbar wird der Platz vom Reiterstandbild des Condottiere Bartolomeo Colleoni beherrscht. Er vermachte der Stadt sein beträchtliches, im Laufe seiner Feldzüge erbeutetes Vermögen unter der Bedingung, dass ihm ein Denkmal gesetzt werde – und zwar mitten auf dem Markusplatz vor der Basilica di San Marco. Die gewitzten Altvorderen der Stadt, die einerseits nicht auf das viele Geld und Gold verzichten, andererseits dem doch etwas größenwahnsinnigen Ansinnen nicht nachkommen wollten, interpretierten sein Testament dahingehend, dass ja auch die Scuola Grande hier am Platz dem Heiligen Markus gewidmet und damit genauso gut geeignet sei. Und so wurde das Colleoni-Denkmal hier hingesetzt.
Schauen wir uns den Sockel des Denkmals noch etwas genauer an und wir entdecken eine weitere Kuriosität: Das Wappen der Colleonis zeigt drei Hoden. Den männlichen Colleonis wurde die Besonderheit nachgesagt, sie besäßen drei davon. Wahrscheinlicher ist, dass damit auf das nahezu gleich klingende italienische Wort für Hoden, coglione, angespielt wird.
Über die Autoren
Elisabeth Hoffmann und Karl-Ludwig Heinrich recherchieren seit zwanzig Jahren zu den Roman- und Filmschauplätzen des beliebten Commissario Brunetti und haben bisher vier Bücher dazu veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch auf den Spuren von Kommissar Dupin in der Bretagne unterwegs. Nähere Informationen finden Sie auf www.Krimischauplatz.de. Während ihrer langen Aufenthalte in Venedig haben sie viele Eindrücke über das Leben und den Alltag in der Lagune gewonnen, worüber sie in ihrer Kolumne berichten möchten.