Venezianisches Essen
Die berühmtesten venezianischen Vorspeisen sind neben scaloppine (Jacobsmuscheln) die sarde in saor (in saurem Zwiebelsud eingelegte Sardinen) und baccalà mantecato (zerstampfter Kabeljau).
Als primo fehlen die schwarzen spaghetti alle sepie nere (Spaghetti in einer Soße aus schwarzem Tintenfisch) auf keiner venezianischen Speisekarte.
Die unseres Erachtens typischsten secondi (Hauptgerichte) sind sepie nere con polenta (Schwarzer Tintenfisch mit Polenta), fegato alla Veneziana (Kalbsleber in einer Zwiebel-Wein-Soße mit Polenta) und gegrillter branzino (Wolfsbarsch), den der Kellner auf Wunsch auch geschickt filetiert, sofern man ihn nicht ganz (intero) haben will.
Eine ganz besondere, jedoch saisonal stark beschränkte Spezialität sind die moeche: direkt nach ihrer Häutung gefangene kleine Krebse, die somit samt Schale frisch frittiert gegessen werden.
Als während der Pandemie Venedig streng im „Lockdown“ war und vor allem alte Leute Schwierigkeiten hatten, Essen, aber auch Artikel des täglichen Bedarfs zu bekommen, etablierten sozial engagierte junge Leute den ersten Lieferservice der Stadt – Der Cocai Express war geboren. Das vielleicht irreführende Wort cocai kommt vom venezianischen wort für gabbiani, Möwen. Doch die Leute vom Cocai Express erledigen weit mehr als nur Pizza und Pasta nach Hause zu bringen. Sie machen auch andere Besorgungen, Gepäckaufbewahrung und Warentransport.
An dieser Stelle noch ein Wort zu den typischen Touristenfallen in Venedig, wie man sie vor allem in der Gegend zwischen Markusplatz und der Rialtobrücke vorfinden muss. Das servizio, meist 12%, ist ein zu den ausgewiesenen Preisen zusätzlich berechneter Aufschlag, sollte also beim Studieren einer Speisekarte mit diesem eigentlich vorgeschriebenen, meist am unteren Rand in kleiner Schriftgröße gedruckten Hinweis mit eingerechnet werden. Besonders verdächtig sind Speisekarten (mit eher günstigen Preisen) und -aushänge, die keine Hinweise auf Getränke und deren (kräftig überteuerte) Preise beinhalten und regelmäßig für ein böses Erwachen sorgen.
Über die Autoren
Elisabeth Hoffmann und Karl-Ludwig Heinrich recherchieren seit zwanzig Jahren zu den Roman- und Filmschauplätzen des beliebten Commissario Brunetti und haben bisher vier Bücher dazu veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch auf den Spuren von Kommissar Dupin in der Bretagne unterwegs. Nähere Informationen finden Sie auf www.Krimischauplatz.de. Während ihrer langen Aufenthalte in Venedig haben sie viele Eindrücke über das Leben und den Alltag in der Lagune gewonnen, worüber sie in ihrer Kolumne berichten möchten.