Venezianisches Totengedenken
Nicht nur für Friedhofsfreunde bietet sich eine ausgiebige Erkundigung der Insel an, die erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts als Begräbnisstätte genutzt wird. Vorher hatten die Venezianer ihre Toten auf den Kirchenvorplätzen oder in den Klostergärten der Stadt bestattet, was aus hygienischen Gründen nicht mehr haltbar war.
Napoleon Bonaparte wies im Jahr 1804 als letzte Ruhestätte fortan die Isola S. Cristoforo aus, die sich sehr bald als zu klein erweisen sollte. Anno 1837 wurde S. Christoforo schließlich mit der benachbarten Klosterinsel S. Michele zu einer einzigen Insel, der heutigen Isola S. Michele verbunden, und der trennende Kanal zugeschüttet. Der dort errichtete städtische Zentralfriedhof leidet seit jeher an Platznot, was regelmäßige Erweiterungen und eine begrenzte Liegezeit zur Folge hat.
Ein Besuch an Allerheiligen (1. November) ist ein Erlebnis der besonderen Art: Die Gemeinde richtet einen kostenlosen Pendelverkehr ein, und ganz Venedig scheint auf die „Insel der Toten“ zu pilgern. Die Gräber werden mit frischen Blumen und Gestecken geschmückt und zum Abschluss picknicken die Angehörigen im Kreise ihrer Verstorbenen.
Über die Autoren
Elisabeth Hoffmann und Karl-Ludwig Heinrich recherchieren seit zwanzig Jahren zu den Roman- und Filmschauplätzen des beliebten Commissario Brunetti und haben bisher vier Bücher dazu veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch auf den Spuren von Kommissar Dupin in der Bretagne unterwegs. Nähere Informationen finden Sie auf www.Krimischauplatz.de. Während ihrer langen Aufenthalte in Venedig haben sie viele Eindrücke über das Leben und den Alltag in der Lagune gewonnen, worüber sie in ihrer Kolumne berichten möchten.